ASIATISCH-(bayrisch)-E
EINFLÜSSE
In jener Talsohle vorpubertären
Orientierungslosigkeit sackten
meine schulischen Leistungen
deutlich nach unten. Ein reines
Spiegelbild meiner nachlassenden
Subordinationsbereitschaft und
Abbild von abbröckelndem
(doktrinierten) Ehrgeiz.
Was mein Erzeuger aber nicht ahnte.
(Er glaubte an Überlastung)
Er stellte mich deshalb vor die Wahl -
entweder vorübergehend den
Klavier- und Klarinettenunterricht
zu unterbrechen - oder mit dem
Sport auszusetzen.
Zu dieser Zeit besuchte ich nämlich
(auf Betreiben meines Vaters hin)
bereits im zweiten Jahr den Judo-
und Taek-won-do-Verein des
legendären Alois Bliem, was mir
großen Spaß bereitete. Zwei mal
die Woche mindestens drei Stunden
echt hartes Training. Davon die Hälfte
nur Gymnastik, Dehnübungen und
Muskeltraining.
Mein Vater glaubte, etwas Sport
und Bewegung würde die
Entwicklung meines Körpers in
dieser früh pubertären
Wachstumsphase nachhaltig, positiv
beeinflussen. Womit er zweifellos
Recht behielt.
Es gab da aber noch einen anderen,
dunklen, unausgesprochenen
Beweggrund für sein Handeln.
Bereits ziemlich früh hatte ich
angefangen mich für Rockmusik,
Mode und Jugendtrends zu
interessieren.Fremdschauplätze
für ihn. Ich trug schulterlanges
Haar, weit geschnittene Flanell-
-hosen zu Rüschenhemden
(wie die Londoner „Mods“)
und krönte mein Outfit mit Anhängern
und Armreifen. Das-, meine schlanke
Figur und mein damals fast
mädchenhaft hübsches Gesicht
ließen in ihm den Entschluss
reifen, mir einen kleinen Stoß in
Richtung Männlichkeit zu verpassen.
Ein schwuler Sohn hätte ihm gerade
noch gefehlt. Vermutlich hatte er
nicht die leiseste Peilung, dass die
sexuelle Orientierung von solchen
Kinkerlitzchen keinesfalls hätte
beeinflusst werden können.
Jedenfalls entschied ich mich mit
Freuden jetzt erst mal mit der Musik
zu pausieren.
Erst mit fünfzehn als ich mit ein
paar Freunden unbedingt eine Band
gründen wollte (musste), kam das
Klavier mit aller Macht in mein
Leben zurück.
Aber davon an anderer Stelle.
Mein Sportlehrer Sensai Alois Bliem,
den ich eingangs als den „Legendären“
bezeichnet habe, ist der Gründer des
Deutschen Budo-Sports & Missionar
seiner verschiedenen Abarten.
Er besaß zu seinen besten Zeiten den :
10. Dan in Jiu-Jitsu,
den 3. Dan in Judo,
den 2. Dan in Karate,
den 1. Dan in Taek-won-do
und den 1. Dan in Aikido.
Er war damit der höchste
Würdenträger asiatischer
Sportarten in ganz Europa.
Er war Sparrings-Partner von
Brandon Lee und in den USA und in
Asien eine Berühmtheit. Bekannter
als in seiner Heimatstadt München.
Mein Glück und Privileg, zu seinen
ersten Schülern zu zählen und mehr
als 4 Jahre von ihm lernen zu dürfen,
hat mein Leben verändert.
Leider ist er 2016 verstorben und
diese Nachricht hinterließ bis zum heutigen Tag
in mir das schale Gefühl des Bedauerns,
ihn nach dem Ausscheiden aus seinem Dojo
nicht mehr aufgesucht zu haben.
Ich erlebte ihn als einen, in sehr
hohen Maße disziplinierten, von
seinem Sport und der asiatischen
Philosophie durchdrungenen und
höchst ambitionierten Menschen.
Trotzdem ein echter Münchner mit
Haut und Haar. Er hat mich nicht nur
körperlich in Form gebracht, sondern
ließ auch nie einen Zweifel daran,
dass sämtliche Leistungen und
Erfolge vor allem aus dem Kopf
kommen müssen und zwingend
von geistiger Disziplin abhängen.
Er war etwa 35 Jahre alt, ich war
11 als ich bei ihm eintrat und fast
16 als ich den Verein verließ.
Zwischenzeitlich schlug ich mich
bei einigen Turnieren und
Wettkämpfen recht wacker und hatte
etliche male die Farbe meines
Gürtels (Kyu) gewechselt.
Im letzten Jahr wurde zwischen
uns nach jedem Training ein
Schachbrett aufgestellt. Ein Privileg,
das nur mir zuteil wurde. Und wir
spielten eine Partie, die ich stets
verlor. Aber ich gab nie auf, studierte
sein Spiel und verbesserte mich.
Kurz bevor ich seinen Unterricht für
immer verließ, gewann ich die erste
Partie gegen ihn und dann noch
mehrmals in Serie.
Jetzt wusste ich, dass ich den
Abstand zwischen uns
entscheidend verringert hatte.
Meinem väterlichen Freund und
Trainer freute mein Erfolg noch mehr
als mich selbst. Er lobte: „Du hast
das geschafft, was jeder gute Kämpfer
tun muss. Du hast deinen Kopf
gebraucht, hast deinen Gegner studiert
und deine Kampfstrategie verbessert.
Merk dir das gut, es gilt nicht nur
hier und auf der Matte, sondern es
ist eine Taktik um das ganze Leben
zu meistern!“
Als ich den Verein nun verließ,
nahm ich etwas unglaublich
Wertvolles mit. Nicht nur ein extrem
gesteigertes Selbstvertrauen.
Ich möchte es eine neu definierte
Körperlichkeit nennen. Ins
Unterbewusstsein einprogrammierte
Reflexe und Bewegungsabläufe.
Sowie Muskeln und Sehnen, die auch
40 Jahre später noch von dieser Zeit
profitieren und sich die Erinnerung
an Training und Leistung bewahrt
haben. Und ein Ideal, eine Haltung
nach der es zu Streben und zu
Leben gilt „Shibumi“
(Die Bedeutung dieses japanischen
Wortes müsst ihr selbst googlen)
Emil
EINFLÜSSE
In jener Talsohle vorpubertären
Orientierungslosigkeit sackten
meine schulischen Leistungen
deutlich nach unten. Ein reines
Spiegelbild meiner nachlassenden
Subordinationsbereitschaft und
Abbild von abbröckelndem
(doktrinierten) Ehrgeiz.
Was mein Erzeuger aber nicht ahnte.
(Er glaubte an Überlastung)
Er stellte mich deshalb vor die Wahl -
entweder vorübergehend den
Klavier- und Klarinettenunterricht
zu unterbrechen - oder mit dem
Sport auszusetzen.
Zu dieser Zeit besuchte ich nämlich
(auf Betreiben meines Vaters hin)
bereits im zweiten Jahr den Judo-
und Taek-won-do-Verein des
legendären Alois Bliem, was mir
großen Spaß bereitete. Zwei mal
die Woche mindestens drei Stunden
echt hartes Training. Davon die Hälfte
nur Gymnastik, Dehnübungen und
Muskeltraining.
Mein Vater glaubte, etwas Sport
und Bewegung würde die
Entwicklung meines Körpers in
dieser früh pubertären
Wachstumsphase nachhaltig, positiv
beeinflussen. Womit er zweifellos
Recht behielt.
Es gab da aber noch einen anderen,
dunklen, unausgesprochenen
Beweggrund für sein Handeln.
Bereits ziemlich früh hatte ich
angefangen mich für Rockmusik,
Mode und Jugendtrends zu
interessieren.Fremdschauplätze
für ihn. Ich trug schulterlanges
Haar, weit geschnittene Flanell-
-hosen zu Rüschenhemden
(wie die Londoner „Mods“)
und krönte mein Outfit mit Anhängern
und Armreifen. Das-, meine schlanke
Figur und mein damals fast
mädchenhaft hübsches Gesicht
ließen in ihm den Entschluss
reifen, mir einen kleinen Stoß in
Richtung Männlichkeit zu verpassen.
Ein schwuler Sohn hätte ihm gerade
noch gefehlt. Vermutlich hatte er
nicht die leiseste Peilung, dass die
sexuelle Orientierung von solchen
Kinkerlitzchen keinesfalls hätte
beeinflusst werden können.
Jedenfalls entschied ich mich mit
Freuden jetzt erst mal mit der Musik
zu pausieren.
Erst mit fünfzehn als ich mit ein
paar Freunden unbedingt eine Band
gründen wollte (musste), kam das
Klavier mit aller Macht in mein
Leben zurück.
Aber davon an anderer Stelle.
Mein Sportlehrer Sensai Alois Bliem,
den ich eingangs als den „Legendären“
bezeichnet habe, ist der Gründer des
Deutschen Budo-Sports & Missionar
seiner verschiedenen Abarten.
Er besaß zu seinen besten Zeiten den :
10. Dan in Jiu-Jitsu,
den 3. Dan in Judo,
den 2. Dan in Karate,
den 1. Dan in Taek-won-do
und den 1. Dan in Aikido.
Er war damit der höchste
Würdenträger asiatischer
Sportarten in ganz Europa.
Er war Sparrings-Partner von
Brandon Lee und in den USA und in
Asien eine Berühmtheit. Bekannter
als in seiner Heimatstadt München.
Mein Glück und Privileg, zu seinen
ersten Schülern zu zählen und mehr
als 4 Jahre von ihm lernen zu dürfen,
hat mein Leben verändert.
Leider ist er 2016 verstorben und
diese Nachricht hinterließ bis zum heutigen Tag
in mir das schale Gefühl des Bedauerns,
ihn nach dem Ausscheiden aus seinem Dojo
nicht mehr aufgesucht zu haben.
Ich erlebte ihn als einen, in sehr
hohen Maße disziplinierten, von
seinem Sport und der asiatischen
Philosophie durchdrungenen und
höchst ambitionierten Menschen.
Trotzdem ein echter Münchner mit
Haut und Haar. Er hat mich nicht nur
körperlich in Form gebracht, sondern
ließ auch nie einen Zweifel daran,
dass sämtliche Leistungen und
Erfolge vor allem aus dem Kopf
kommen müssen und zwingend
von geistiger Disziplin abhängen.
Er war etwa 35 Jahre alt, ich war
11 als ich bei ihm eintrat und fast
16 als ich den Verein verließ.
Zwischenzeitlich schlug ich mich
bei einigen Turnieren und
Wettkämpfen recht wacker und hatte
etliche male die Farbe meines
Gürtels (Kyu) gewechselt.
Im letzten Jahr wurde zwischen
uns nach jedem Training ein
Schachbrett aufgestellt. Ein Privileg,
das nur mir zuteil wurde. Und wir
spielten eine Partie, die ich stets
verlor. Aber ich gab nie auf, studierte
sein Spiel und verbesserte mich.
Kurz bevor ich seinen Unterricht für
immer verließ, gewann ich die erste
Partie gegen ihn und dann noch
mehrmals in Serie.
Jetzt wusste ich, dass ich den
Abstand zwischen uns
entscheidend verringert hatte.
Meinem väterlichen Freund und
Trainer freute mein Erfolg noch mehr
als mich selbst. Er lobte: „Du hast
das geschafft, was jeder gute Kämpfer
tun muss. Du hast deinen Kopf
gebraucht, hast deinen Gegner studiert
und deine Kampfstrategie verbessert.
Merk dir das gut, es gilt nicht nur
hier und auf der Matte, sondern es
ist eine Taktik um das ganze Leben
zu meistern!“
Als ich den Verein nun verließ,
nahm ich etwas unglaublich
Wertvolles mit. Nicht nur ein extrem
gesteigertes Selbstvertrauen.
Ich möchte es eine neu definierte
Körperlichkeit nennen. Ins
Unterbewusstsein einprogrammierte
Reflexe und Bewegungsabläufe.
Sowie Muskeln und Sehnen, die auch
40 Jahre später noch von dieser Zeit
profitieren und sich die Erinnerung
an Training und Leistung bewahrt
haben. Und ein Ideal, eine Haltung
nach der es zu Streben und zu
Leben gilt „Shibumi“
(Die Bedeutung dieses japanischen
Wortes müsst ihr selbst googlen)
Emil